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N wie Neudeutsch

Agile Arbeitsmethoden haben sich bewährt, wenn es darum geht, schnell und möglichst risikoarm zu einem ersten Release zu kommen. Mit der richtigen Arbeitskultur im Team lässt sich darüber hinaus auch noch die Innovation vorantreiben. Fachbeitrag von Dr. Christopher Müller und Dr. Lukas Bänninger in der Netzwoche Nr. 18, 2016

8. Dezember 2016
Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Theorie

«Neudeutsch», gelegentlich auch «Neusprech», wird meist abwertend für eine Ausdrucksweise verwendet, die charakteristisch für eine gerade modische (neudeutsch: hippe) Lebensform oder Verhaltensweise steht.

Realität

Eine wichtige Funktion hat Neudeutsch bei den Jugendlichen. Ihnen hilft es, sich von ihren verkrampften (uncoolen) Eltern sprachlich abzugrenzen und gleichzeitig ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Community) zu verlautbaren. Klar, das mag zuweilen nerven, dient aber offensichtlich der Entwicklung unserer lieben Kleinen. Kommunikativ gesehen, hält sich der Schaden eh in Grenzen – wer will, wer kann denn schon die Pubertierenden verstehen?

Schwierig wird’s hingegen, wenn Neudeutsch unreflektiert ins Geschäftsleben überschwappt, und das tut es gerade in der IT-Branche recht häufig. Dann passiert es schon mal, dass Tante Klara via FAQ den Tipp bekommt, ihr bockendes Handy doch einfach zu rebooten. Dem Hundefrisör um die Ecke wird per Mailing wärmstens empfohlen, zur Steigerung des Traffic auf seiner Website ein SEO-Package zu buchen. Die Buchhalterin mit dem Drucker-Problem erhält vom Admin die Anweisung, eine Remote Session auf ihrem Device zu initialisieren.

Nun, die Chancen stehen gut, dass Tante Klara nervös wird und ihr Handy am Ende doch lieber bei der nächsten Filiale vorbeibringt. Der Hundefrisör wird sich vermutlich kurz hinter den Ohren kratzen und die EMail dann löschen. Die Buchhalterin, als eher dünnhäutig bekannt, wird wohl gleich losbrüllen, sie habe jetzt keine Zeit für solchen Remote- Quatsch, und den Hörer aufs Telefon knallen.

Fazit

Die Kommunikation mit Nutzern oder Kunden ist definitiv der falsche Ort, sich sprachlich vom Rest der Welt zu differenzieren. Wer hier Jargon säht, wird nicht Respekt, sondern Unverständnis ernten. Deshalb: Halten Sie es einfach (keep it simple) und denken Sie daran (remember): Ein Drucker ist ein Drucker und kein Printer.

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Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.

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