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Usability-Tests unter Corona-Bedingungen

Die Pandemie hatte sich angekündigt, klar, aber trotzdem ging es plötzlich sehr schnell. Glücklicherweise waren wir gut vorbereitet und können heute – fast – normal arbeiten. In diesem Beitrag erklären wir, wie uns das gelingt.

18. März 2020
Dr. Lukas Bänninger, Expert Consultant

Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Ein Usability-Test im Labor läuft üblicherweise so ab: Die Testpersonen kommen zu uns an die Steinstrasse. Sie werden begrüsst und in den Testraum geleitet, wo sie die zu testenden Produkte wie Software, Internetseiten oder Geräte angeleitet nutzen können. Oft sitzt der Testleiter direkt neben der Testperson. Unsere Auftraggeber beobachten aus dem Nebenraum über Grossbildschirm oder direkt durch eine Spiegelscheibe, wie es der Testperson ergeht.

Das sind ganz schön viele «gefährliche Kontakte»: Die Testpersonen reisen mit ÖV an. Man begrüsst sich anständig mit Händedruck. Der Testleiter sitzt eine Stunde lang direkt neben der Testperson. Sämtliche Testpersonen hantieren mit demselben Produkt. Und im Beobachterraum sitzen unsere Kunden bequem, aber vielleicht etwas eng nebeneinander.

Es liegt auf der Hand, dass uns diese Pandemie-bedingte ausserordentliche Lage zu rigorosen Massnahmen zwingt. Zum Glück bieten wir unseren Kunden seit Jahren standardmässig das Live-Beobachten über Streaming an und haben schon etliche Usability-Tests remote durchgeführt. Mit Kunden und Interviewpartnern, die auf der ganzen Welt tätig sind, ist das sowieso erforderlich. Wir profitieren in der heutigen Situation besonders von dieser praktischen Remote-Test-Erfahrung. Für unsere Kunden bedeutet das, dass wir die Usability-Tests in gewohnter Qualität und mit noch mehr Flexibilität durchführen können. Und weil unsere Testpersonen von zuhause aus mitwirken können, halten wir das Social Distancing schmerzfrei ein.

 

Technik funktioniert auch wenn es darauf ankommt
 

Der Ernstfall kam letzte Woche, als wir für Swisscom testeten. Kurz vor dem ersten Testdurchgang entschlossen wir uns, die Tests auf Distanz durchzuführen. Es gelang uns, den Betrieb in einem halben Tag auf Remote umzustellen. Klar hatten Liz und Zuzanna bei diesem ersten Test unter Pandemiebedingungen alle Hände voll zu tun! Das Aufwändigste war, die Testpersonen, die schon für die Tests rekrutiert worden waren, zu kontaktieren und ihnen mitzuteilen, dass sie gar nicht erst zu uns kommen müssen, sondern den Test bequem bei sich zu Hause durchführen konnten. 

Trotz kürzester Vorbereitungszeit funktionierte der erste Nutzertest unter Corona-Bedingungen sehr gut. Die meisten Testpersonen konnten rechtzeitig kontaktiert werden, und der Test funktionierte fast von Anfang an reibungslos.

Unsere Auftraggeberin, Steffi Luder von Swisscom, meinte denn auch:  «Auch unter diesen Bedingungen haben die aus den Interviews gewonnenen Erkenntnisse zu einem besseren Verständnis unserer Kunden und ihrer Bedürfnisse geführt. Da wir die Tests direkt beobachten konnten und erste Ergebnisse schon jetzt vorliegen, kann unser Team nun mit gutem Gewissen auch vom Home-Office aus an unserem Projekt weiterarbeiten. Wir sind zuversichtlich, den ambitionierten Projektplan trotz Corona einhalten zu können.» 

 

Remote-Tests können gleichwertige Resultate liefern


Wir sind der Überzeugung, dass gut vorbereitete Remote-Tests gleich gut sind wie „normale“ Tests im Usability-Labor. Klar, es gibt gewisse Einschränkungen und Nachteile (z.B. Selektion der Testpersonen), aber es gibt eben auch Vorteile (z.B. kleinere Testleitereffekte). Dies sagen übrigens nicht nur wir, sondern auch die Wissenschaft. Der Ergonom Klaus Heyden war sogar an einer Studie zu diesem Thema beteiligt.

Natürlich warten weitere Herausforderungen auf uns. Im Moment sind wir daran, eine Remote-Fokusgruppe vorzubereiten, wir werden Hardware-Tests übers Internet und Deep-Dives beim Kunden zu Hause – aber eben virtuell – durchführen und noch mehr Internetseiten auf ihre Usability testen. Wir sind bestens gerüstet und können den Test-Alltag aufrechterhalten – auch für unsere Kunden.
 

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Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

Dr. Lukas Bänninger, Expert Consultant

Expert Consultant

Prägt seit 2009 die Ergonomen mit, Februar 2019-Mai 2020 als Chef des ausführenden Ganzen. Doktorierter Psychologe. Saxophonist und Strubbelkopf. Experte für Produkt Management, Strategieentwicklung, UCD und Verhaltensökonomie in der Produktentwicklung.

Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.

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