zurück zum Blog

European Accessibility Act in zwei Stunden

… und warum Barrierefreiheit uns alle betrifft. Am 28. September war unser Team der Ergonomen zu Gast bei der Stiftung Zugang für alle. Zwei Stunden Schulung zum European Accessibility Act (EAA) – und am Ende hatten wir nicht nur mehr Wissen, sondern auch ein stärkeres Gefühl dafür, wie wichtig digitale Zugänglichkeit für unsere Gesellschaft ist.

3. Oktober 2025
Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Pascal Sutter, Senior UX- und UI-Designer

Senior UX- und UI-Designer

Barrierefreiheit – nicht nur für wenige, sondern für uns alle

Am Anfang standen die Basics: Barrierefreiheit betrifft nicht nur Menschen mit einer klar diagnostizierten Behinderung. Es geht auch um Situationen im Alltag – schlechte Lichtverhältnisse, eine laute Umgebung, ein gebrochener Arm, eine vorübergehende Erschöpfung. Plötzlich merken wir: Jede und jeder von uns profitiert von barrierefreien digitalen Angeboten.

Barrierefreiheit bedeutet Teilhabe. Sie schafft nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch Komfort. Ein klar beschrifteter Button hilft einer blinden Person – und spart gleichzeitig der gestressten Mutter mit Kind auf dem Arm kostbare Sekunden.

EAA – Europa macht Ernst

Der EAA verpflichtet Unternehmen, digitale Produkte und Dienstleistungen zugänglich zu gestalten. Für uns war spannend zu hören, dass jedes EU-Land seine eigenen Auslegungen und Schwerpunkte setzt. Heisst: Wer europaweit aktiv ist, muss genauer hinschauen. Aber die Botschaft ist überall dieselbe: Digitale Angebote müssen für alle nutzbar sein.

Die Schweiz – Teil der Bewegung

Auch wenn wir nicht in der EU sind: Die Schweiz zieht nach. Mit der geplanten Revision des Behindertengleichstellungsgesetzes ab 2027 wird die digitale Zugänglichkeit noch stärker eingefordert – und orientiert sich an den europäischen Standards. Für uns heisst das: Wer jetzt schon mitzieht, ist später im Vorteil.

Praktische Tipps statt graue Theorie

Besonders wertvoll ist der Hinweis auf die Accessibility-Checkliste von digitaldialog.swiss. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzen will, findet hier einen super Einstieg – kurz, klar und verständlich. Perfekt, um sich überhaupt mal ein Bild davon zu machen, was Accessibility eigentlich alles bedeutet.

Und auch Entwicklerinnen und Entwickler bekommen konkrete Hilfen an die Hand, damit Accessibility nicht zur theoretischen Übung bleibt, sondern im Alltag funktioniert. Für alle, die tiefer einsteigen wollen, lohnt sich ein Blick in den Accessibility Developer Guide. Diese Initiative der Stiftung "Zugang für alle" ist eine Art Handbuch – praxisnah, Open Source und voller Beispiele, wie man Accessibility im Alltag umsetzen kann.

Was das für uns bei den Ergonomen bedeutet

Für uns ist Accessibility kein „Pflichtfach“, sondern eine Haltung. Sie gehört in die frühen Phasen unserer Projekte: beim Formulieren von Anforderungen, im Design, in der Sprache und in den Tests. Denn am Ende geht es nicht um technische Häkchen, sondern um Menschen, die ohne Hindernisse teilhaben können.

Und es gibt noch einen zweiten, sehr handfesten Grund: Barrierefreiheit vergrössert den Markt. Wer sein digitales Angebot inklusiv gestaltet, erreicht mehr Menschen – und zwar nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern schlicht alle, die einfache, verständliche und robuste Lösungen schätzen. Kurz gesagt: Accessibility ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Reichweite, Kundenzufriedenheit und Zukunft.

Wir nehmen viel mit

Die zwei Stunden mit Zugang für alle waren intensiv, inspirierend und manchmal auch überraschend lustig – nicht zuletzt dank der interaktiven Quizzes. Wir haben viel gelernt, aber vor allem haben wir gespürt: Barrierefreiheit macht das Digitale menschlicher.

Wir nehmen diese Energie mit in unsere Projekte. Denn: Zugänglichkeit nützt allen, niemandem schadet sie – und sie macht die Welt ein Stück gerechter.

Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.

Pascal Sutter, Senior UX- und UI-Designer

Senior UX- und UI-Designer

Pascal bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Konzeption und Gestaltung digitaler Produkte mit. Sein Fokus liegt auf klar strukturierten User Interfaces und nutzerzentrierten Lösungen, die intuitiv verständlich und visuell ansprechend sind. Mit einem sicheren Gespür für Nutzerbedürfnisse und einem Blick fürs Wesentliche entwickelt er Konzepte, die sowohl funktional als auch emotional überzeugen. Er arbeitet am liebsten dort, wo UX-Strategie, Interface Design und reale Nutzerbedürfnisse aufeinandertreffen – gerne im Dialog mit interdisziplinären Teams und mit viel Raum für gute Ideen.

Kontakt